Zürich (energate) – Die Open Energy Platform AG gilt als Kind der Liberalisierung im Schweizer Gashandel. Vor vier Jahren ging sie aus der Erdgas Ostschweiz AG hervor. Im energate-Interview blickt Geschäftsführer Rudolf Summermatter auf die ersten vier Jahre am Markt zurück und in die nähere Zukunft der Branche.
Open Energy Platform bezeichnet sich als Plattform für Kompetenz. Warum braucht es eine solche Struktur im Gasmarkt?
Damit Unternehmen bei der Beschaffung von Gas alle Möglichkeiten des Markts nutzen können, benötigen sie beispielsweise einen Analysten, einen Portfolio-Manager, einen Zugang zu allen relevanten Märkten mit den entsprechenden Handelspartnern, ein Risikomanagement und jemanden, der die Transaktionen gemäss den europäischen Vorschriften dokumentiert. Diese Spezialisten und das System für den Handel verursachen sehr hohe Kosten, die sich die meisten Anbieter nicht alleine leisten können. Hier setzt unser Geschäftsmodell an. Wir verstehen uns als verlängerte Werkbank in Sachen Energiebewirtschaftung für die Versorger.
Wie sehen Sie die künftige Entwicklung des Unternehmens und dessen Einfluss auf die Preisgestaltung?
Wir haben den Auftrag, unseren Kunden eine möglichst wettbewerbstaugliche Beschaffung zu ermöglichen. Umgewälzt auf den Energiepreis sind unsere Kosten ein sehr kleiner Bestandteil. Wir verfügen heute über das Setting, um mit wenigen Zusatzkosten das Geschäft auszubauen. Wachstum werden wir aufgrund unseres Geschäftsmodells nicht dazu nutzen, unsere Marge zu steigern, sondern um die Preise für die Kunden weiter zu senken.
Welche Märkte sind für den Schweizer Gasimport derzeit zentral?
Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten die Marktgebiete für die Beschaffung ausgeweitet. Früher waren wir sehr stark auf Deutschland und Holland fokussiert. Seit einem Jahr importieren wir nach einer Pause wieder aus Frankreich und neuerdings auch direkt aus Italien. Die steigenden Handelsmengen und die grossen europäischen InfrastrukturProjekte werden meiner Meinung nach dazu führen, dass die internationalen Märkte weiter an Bedeutung gewinnen. Das zusätzlich zu den steigenden Mengen an Biogas, die wir in der Schweiz produzieren können.
Sollte man die Biogasproduktion fördern, obwohl im Ausland deutlich günstiger eingekauft werden kann?
Wir gehen davon aus, dass durch die Stärkung der Biogas Produktion die gesamte Gasversorgung besser aufgestellt werden kann. Heute sind Schweröl, Diesel, Benzin und Heizöl der Treibstoff für viele Anwendungen. Mit Gas haben wir ein Gefäss, das in dieser Hinsicht zu einer deutlichen CO2-Reduktion führen würde. Auch dank Biogas, das einen zunehmenden, bedeutenden Anteil stellt, kann Gas längerfristig eine sinnvolle Alternative bilden.
Teilen Sie Sorgen um die Versorgungssicherheit?
Seit vergangenem Winter ist diese Frage ein Stück weit beantwortet, da mit der Fernleitung TENP der wichtigste Gasstrom in die Schweiz seit Herbst 2017 teilweise deutlich eingeschränkt ist. Das führte dazu, dass die Branche in der Schweiz zusammensass. Die Akteure trugen folglich auch dazu bei, die Märkte Italien und Frankreich zu erschliessen. Das Resultat war, dass wir selbst im Winter genügend Gas in der Schweiz zur Verfügung hatten. In zwei Jahren sollte zudem die Trans Adriatic Pipeline (TAP), als eines der grossen europäischen Infrastrukturprojekte, weitere Kapazitäten nach Europa bereitstellen. Wir erachten die Versorgungssicherheit also gar nicht besorgniserregend.
Die Fragen stellte Yves Ballinari, energate-Redaktion Olten